#BPWahl2022: Der große TikTok-Wahlkampf
TikTok stellt im Wahlkampf zur Bundespräsidentschaftswahl erstmals die Schlüsselplattform in den sozialen Medien dar. So erzielen Alexander Van der Bellen, Dominik Wlazny, Gerald Grosz und Co speziell auf der Trendplattform außerordentlich hohe Reichweiten und Interaktionen. Das Wahlergebnis zeigt jedoch, lustige Postings und Videos allein sind noch lange kein Wahlmotiv.
Wien, im Oktober 2022. – Die Social Media-Marktforscher:innen von BuzzValue haben den Social Media-Wahlkampf genau unter die Lupe genommen. Ihre rückblickende Analyse zeigt welchen Einfluss die sozialen Medien auf das tatsächliche Wahlergebnis hatten.
Der erste große TikTok-Wahlkampf
Seit Anfang August wurden von den Bundespräsidentschaftskandidaten auf Facebook, Instagram, TikTok und Co insgesamt 5,3 Mio. Interaktionen erreicht. Dabei hat sich im Laufe des Social Media-Wahlkampfes speziell die Trendplattform TikTok als Schlüsselkanal für Van der Bellen, Rosenkranz und den meisten anderen Kandidaten herauskristallisiert. Auf der Plattform wurden insgesamt knapp 1,9 Mio. User-Interaktionen und über 25 Mio. Views erzielt. Im Vergleich werden auf Facebook im selben Zeitraum 1,8 Mio. Likes, Shares und Kommentare gezählt. Facebook wird hierbei speziell vom rechten Kandidatenspektrum umfangreich genutzt. Besonders Rosenkranz und Grosz waren während des Wahlkampfs auf Facebook aktiv. Instagram, Twitter und YouTube werden in der Kommunikation mit den Anhänger:innen meist nur ergänzend eingesetzt. Einzig für Dominik Wlazny war auch Instagram eine wichtige Schlüsselplattform. „Noch nie zuvor wurde TikTok in der heimischen Politik so aktiv in einem Wahlkampf eingesetzt“, erläutert Markus Zimmer, Geschäftsführer von BuzzValue.

VdB: der Präsident vs. der Kandidat
Mit seinen eigenen Social Media-Seiten als „Der Kandidat“ hat Van der Bellen seine Botschaften im Wahlkampf klar von denen als Bundespräsident getrennt. Anfangs konnten dadurch nur geringe Reichweiten und Interaktionen auf den Wahlkampf-Seiten erzielt werden. Am Ende zählte Van der Bellen als „Der Kandidat“ jedoch bereits fast doppelt so viele User-Interaktionen wie auf seinen Seiten als Bundespräsident. „Auch für Van der Bellen hat sich speziell TikTok als die Schlüsselplattform für den Wahlkampf herauskristallisiert. Er erzielt in den vergangenen zwei Monaten über 7,9 Mio. Views und 570.000 Interaktionen auf der Trendplattform“, ergänzt Zimmer. Sein erfolgreichstes TikTok mit Arnold Schwarzenegger wurde 3,5 Mio. Mal aufgerufen und erreicht 200.000 Interaktionen. Für Social Media-Ads gibt Van der Bellen in den vergangenen drei Monaten € 31.620 aus. Rosenkranz investiert € 77.350 in seinen Social Media-Auftritt. Alle weiteren Kandidaten geben kaum bis gar nichts für Facebook und Instagram-Werbung aus.

Lustige Videos kein Wahlmotiv
Hohe Reichweiten und User-Aktivitäten sind allerdings noch kein Erfolgsgarant in einer Wahl. Dies betont auch der Social Media-Experte Markus Zimmer: „Auch wenn die sozialen Medien ein Schlüsselkanal zur Mobilisierung der Wähler:innen sind, ist nicht auch jedes Like gleich eine Wählerstimme. Lustige oder skurrile TikToks und Co sind noch lange kein Wahlmotiv. Dies bekam speziell Gerald Grosz am stärksten zu spüren.“ Er kann während dem Wahlkampf die meisten User-Interaktionen auf seinen Kanälen generieren. Grosz zählt auf Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und TikTok insgesamt über 2 Mio. Likes, Shares und Kommentare bei über 1.500 Postings. Bei der Wahl kommt er schlussendlich jedoch nur auf 5,6 Prozent. Tassilo Wallentin wurde im Wahlkampf stark von der Kronen Zeitung unterstützt und hat daher weniger auf Social Media gesetzt. Michael Brunner und Heinrich Staudinger waren im Social Media-Wahlkampf sehr zurückhaltend.
